Downshifting Arbeitsfalle

Downshifting – was uns abhält einen Gang runterzuschalten und was wir dagegen tun können

Viele von uns träumen davon, im Arbeitsleben einen Gang zurück zu schalten und die Arbeitszeit zu reduzieren. Das fällt mir immer wieder auf, wenn ich erzähle, dass ich eine 60%-Anstellung habe. „Du hast es gut. Das hätte ich auch gerne“ höre ich dann oft. Und im nächsten Satz: „Aber bei mir geht das nicht, weil…“. Ich glaube, vielen ist nicht klar, dass das kein Glück ist, das einem einfach zufällt. Man muss die Rahmenbedingungen schaffen, die es ermöglichen, mit weniger Geld auszukommen. Und man muss ins Handeln kommen und mit dem Chef über die Möglichkeiten zum Downshiften sprechen. Vor allem wenn man einen gefragten Beruf hat, gehen Führungskräfte oft schneller als man denkt, auf die Wünsche ihrer Angestellten ein.

Dass viele gar nicht wissen, wie realistisch es ist, sich ein paar Freiräume zu schaffen, liegt daran, dass in unserer Gesellschaft eine Menge Glaubenssätze verbreitet sind, die uns davon abhalten, auch nur einen Versuch zu unternehmen, der Arbeitsfalle zu entkommen. Und sei es nur für ein paar Stunden in der Woche.

In diesem Artikel beschäftigen wir uns damit

  • welche Glaubenssätze es sind, die uns dazu bringen, den 9 to 5 Trott immer weiter mitzumachen
  • und wie wir gegen diesen mächtigen Einfluss der Gesellschaft ankommen können, um unseren eigenen Weg zu gehen

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Downshifting – was ist das eigentlich?

Downshifting ist ein Lebensstil, der weniger auf Arbeit fokussiert ist und stattdessen mehr Raum für persönliche Interessen lässt. Das Ziel des Downshiftings ist es, mehr Zufriedenheit im Leben zu erreichen. Wer downshiftet, arbeitet freiwillig weniger, um sein Leben mehr geniessen zu können.

Statt sich ausschliesslich auf die Arbeit zu konzentrieren, nehmen Downshifter bewusst Abstand und priorisieren andere Aspekte ihres Lebens. Das können Zeit mit der Familie, Hobbys oder einfach nur Zeit für sich selbst sein.

Indem sie weniger arbeiten, schaffen Downshifter Raum für die Dinge, die ihnen wirklich wichtig sind. Sie erkennen den Wert von Freizeit und persönlicher Erfüllung und setzen diese bewusst über den beruflichen Erfolg.

Insgesamt bietet Downshifting eine Möglichkeit, das Leben bewusster zu gestalten und die Balance zwischen Arbeit und persönlichem Glück wiederherzustellen.

Die Arbeitsfalle – was uns vom Downshifting abhält

Die Arbeitswelt als ein zentraler Teil unserer Gesellschaft baut einen grossen Druck auf, der glauben lassen soll, dass wir keine andere Wahl haben als unser Leben lang in Vollzeit zu arbeiten. Und das bis zum Eintritt des gesetzlichen Rentenalters, das sich immer weiter nach hinten verschiebt.

Es sind vor allem zwei zentrale Aspekte, die uns am Ende davon abhalten, uns den Traum vom Downshiften zu erfüllen:

Die Vorstellung, weniger zu arbeiten, bedeutet oft auch ein reduziertes Einkommen. Die Sorge, dass das Geld nicht ausreicht, ist gross. Schliesslich erfordert unser heutiger Lebensstil viel Geld. Wir fragen uns: Werden wir mit weniger Geld über die Runden kommen?

Ausserdem fürchten wir, die positiven Aspekte unserer Arbeit zu verlieren. Für viele von uns sind Ansehen und Karriere sehr wichtig. Wir wollen Bedeutung haben und Teil eines erfolgreichen Teams sein. Die Vorstellung, dass dies alles wegfallen könnte, verursacht Unbehagen.

Die Entscheidung für oder gegen Downshifting ist eine Gratwanderung zwischen dem Wunsch nach mehr Freiheit und dem Bedürfnis nach finanzieller Sicherheit, sozialer Verbundenheit und Erfolg.

Zwei Faktoren, die uns davon abhalten, beruflich kürzer zu treten: reduziertes Einkommen und Verlust von Benefits der Arbeit

Unser Denken und Handeln ist stark von äusserem Druck abhängig, der beispielweise durch die Medien, die Politik in der Gesellschaft aufgebaut wird. Ein bestimmter Lebensstil wird uns als DER Lebensstil verkauft, dem jeder einzelne nachzueifern hat. Heutzutage besteht dieser Lebensstil aus Vollzeitarbeit und Karriere. Das mag für viele Menschen ein guter Deal zu sein – aber ist es auch der richtige Lebensstil für dich?

Glaubenssätze unserer Gesellschaft

Unsere Gesellschaft basiert auf einer ganzen Reihe von Glaubenssätzen, die die beiden eben genannten Faktoren (Angst vor finanziellen Einbussen und Verlust von gewissen Benefits wie Erfolg und Ansehen) befeuern.

Glaubenssätze sind Überzeugungen, die wir über uns selbst und die Welt um uns herum haben. Das Problem daran ist, dass sie uns häufig einschränken und zu den grössten Hürden zählen, wenn wir in unserem Leben einen unkonventionellen Weg einschlagen wollen.

  • Mehr ist immer besser: In unserer Gesellschaft herrscht oft die Vorstellung, dass „mehr haben“ gleichbedeutend mit „mehr Glück“ ist. Ein höheres Einkommen, eine größere Wohnung oder ein Haus, mehr Besitz und die Aussicht auf Beförderung werden als Zeichen des Erfolgs angesehen. Doch all das erfordert viel Geld. Um diese Dinge zu erreichen, glauben viele, dass sie mehr und härter arbeiten müssen. Leider wird in diesem Streben nach materiellem Wohlstand oft die Bedeutung von Gesundheit, Familie und Beziehungen vernachlässigt. Diese Werte werden oft hinten angestellt, während der Fokus auf dem Streben nach Geld, Macht und Erfolg liegt.
  • Kaufe jetzt, zahle später: dieses Versprechen verspricht Spass und Befriedigung – und zwar sofort. Das wirkt auf viele Menschen sehr anziehend. Downshifting, also der bewusste Schritt zu einem einfacheren Lebensstil, ist jedoch oft mit der Angst verbunden, vielleicht nicht mehr alles sofort haben zu können. Die Vorstellung, auf gewisse Annehmlichkeiten oder Produkte verzichten zu müssen, wirkt abschreckend. Es erfordert einen gewissen Mut, sich von der Kultur des ‚Jeder kann alles haben und zwar sofort‘ zu lösen und stattdessen bewusst zu wählen, was wirklich wichtig ist.
  • Einen guten Eindruck machen müssen: Der Druck gut auszusehen, in einer angesehenen Gegend zu wohnen und einen beeindruckenden Jobtitel zu haben, lastet oft schwer auf uns. Diese äusseren Merkmale gelten häufig als Zeichen von Erfolg und Zufriedenheit.

Wie kommt man gegen diesen Einfluss an?

Was heute zählt, sind Besitz, Macht und Ansehen. Manche sind mit dieser Lebensphilosophie sicher sehr glücklich. Aber nicht für jeden sind solche oberflächlichen Dinge erfüllend. Es ist wichtig, uns bewusst zu machen, dass wahre Zufriedenheit nicht von solchen äusseren Faktoren abhängt.

Was du tun kannst ist folgendes:

  • Prüfe deine eigenen Werte und Bedürfnisse:
    • Stelle dir folgende Fragen: Was ist dir wirklich wichtig im Leben? Werde ich das noch haben, wenn ich downshifte? Wird es sogar mehr, wenn ich beruflich kürzer trete?
    • Welche der oben genannten Punkte beeinflussen deine Entscheidung für oder gegen das Downshiften?
    • Was sind die Risiken, was die Gewinne, die du dir beim Downshiften erwartest? Erstelle ein Pro-Kontra-Liste. Gewichte Punkte, die dir wichtiger sind höher als Punkte, die für dich nicht so eine grosse Rolle spielen. Vielleicht kommt dabei raus, dass dir das, was du gerade hast, am wichtigsten ist und du nichts ändern willst. Perfekt – in dem Fall kannst du alles lassen wie es ist.
  • Du bist einzigartig: was für viele gut ist, muss nicht für dich selbst das Beste sein. Deshalb solltest du niemals einen Zustand als gegeben akzeptieren, nur weil die meisten Menschen um dich herum das tun. Versuche zu ändern, was du ändern kannst.
  • Setze deinen Fokus auf das, was nach dem Downshiften positiver sein wird: Klar, es fordert gewisse Opfer, wenn du dich entscheidest, deine Arbeitszeit zu reduzieren. In der Regel ist das Opfer, das am meisten schmerzt das geringere Gehalt. Deshalb macht es Sinn, den Fokus auf die Vorteile zu setzen, die die Veränderung bringen wird:
    • Du wirst mehr Zeit haben für deine Familie, deine Freunde und für eigene Interessen
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