Angst beim Downshifting - Ängste Teilzeit

Mut zur Teilzeit: Wie du deine Ängste überwindest und den Sprung wagst

Die Idee, weniger zu arbeiten und mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu haben, klingt verlockend. Doch wenn es um die Umsetzung geht, häufen sich Zweifel: Reicht das Geld? Was ist mit der Rente? Verliere ich den Anschluss im Team oder vielleicht sogar den Job? Solche Ängste sind menschlich und oft tief verwurzelt – doch sie müssen dich nicht davon abhalten, deinen Traum von einem entspannteren Arbeitsleben zu verwirklichen. In diesem Artikel schauen wir uns die größten Sorgen rund um Teilzeitarbeit an und entkräften die Glaubenssätze, die durch die Gesellschaft geistern.

Escape the Race zum Anhören!

Du möchtest lieber hören statt lesen? Kein Problem! Alle Folgen von Escape the Race gibt es auch als Podcast.

Die Macht der Glaubenssätze

Unsere Gesellschaft hat bestimmte Ideale geschaffen, die uns antreiben, aber auch belasten können. Diese Glaubenssätze sind oft der Grund, warum wir unsere Träume von weniger Arbeit aufgeben, bevor wir sie überhaupt ernsthaft in Betracht ziehen.

Zu diesen Glaubenssätzen zählen:

  • Mehr Geld = mehr Glück? Das wird uns zumindest ständig eingeredet. Größere Wohnung, schickeres Auto, Beförderung – wer das alles will, braucht vor allem eines: mehr Geld. Und wie bekommt man mehr Geld? Genau, mit mehr Arbeit. Aber hier liegt der Haken: Dieses „schneller, höher, weiter“ wird oft wichtiger genommen als unsere Gesundheit, Zeit mit der Familie oder Treffen mit Freunden. Dabei könnte genau das, was wir dafür opfern, uns wirklich glücklich machen.
  • Kaufe jetzt, zahle später: Die Werbung suggeriert uns, dass wir sofort alles haben können. Doch das Konzept jetzt kaufen, später zahlen treibt viele in die Schuldenfalle. Solche Konsumschulden und ständiger Druck, immer mehr zu wollen, machen uns abhängig von einem hohen Einkommen. Wer bewusster lebt und spart, entdeckt oft, dass weniger wirklich mehr sein kann.
  • Status ist alles: Ein toller Jobtitel und Prestige zählen, so sagt man. Doch wahre Anerkennung kommt von innen, nicht von außen. Deine eigene Zufriedenheit mit deinem Lebensstil ist am Ende wichtiger als die Meinung anderer. Oder willst du dein Leben leben getreu dem bekannten Fightclub-Zitat „Von dem Geld, das wir nicht haben, kaufen wir Dinge, die wir nicht brauchen, um Leuten zu imponieren, die wir nicht mögen“?

Ängste rund um Teilzeitarbeit

Es ist normal, dass uns der Gedanke an Veränderung verunsichert. Doch viele der Ängste rund um Teilzeit lassen sich rasch entkräften:

  • Wird das Geld reichen? Ein reduziertes Einkommen erfordert in vielen Fällen eine gewisse Planung. Man sollte auf jeden Fall vorher durchrechnen, wie viel Geld einem Netto in Zukunft bleiben wird und ob das reicht, um die laufenden Kosten zu decken. Mit dem Gehalt sinkt auch die Steuerbelastung – zum Teil so stark, dass der Unterschied von Vollzeit zu Teilzeit gar nicht so gross ist wie zunächst befürchtet. Noch ein Vorteil, den viele nicht bedenken: mit Teilzeit sparst du einige Kosten, die dir nur wegen der Arbeit entstehen: wenn du nicht jeden Tag ins Büro fahren musst, entstehen weniger Fahrtkosten, du brauchst weniger teure Arbeitskleidung und hast weniger Ausgaben für die Mittagspause.
  • Weniger Rente im Alter: Ja, Teilzeit bedeutet weniger Einzahlungen in die Rentenkasse. Aber ein bewusster Umgang mit deinen Finanzen und ein früher Start beim Investieren können das ausgleichen. Berechne mit Tools wie unserem FIRE-Rechner, ob deine Pläne aufgehen.

Erfahre mehr in folgenden Beiträgen: Warum du mehr investieren solltest und ETFs für Einsteiger leicht erklärt.

  • Angst vor beruflicher Stagnation: Teilzeitkräfte sind Meister darin, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und effizienter zu sein als ihre Vollzeitkollegen. Doch die Angst, im Job an Wert zu verlieren oder überflüssig zu werden, sobald man den Arbeitsumfang reduziert, hält sich hartnäckig. Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen: Diese Sorge ist unbegründet. Seit fast 10 Jahren arbeite ich in einem max. 60%-Pensum, und im Team wurde ich nie nach den geleisteten Stunden, sondern nach der Qualität meiner Arbeit bewertet. Wer liefert, wird geschätzt – unabhängig von der Anzahl der Stunden. Auch Beförderungen sind möglich, wenn die Leistung stimmt. Beim Thema Gehaltserhöhung habe ich allerdings schon erlebt, dass Arbeitgeber sich versuchen rauszuwinden mit dem Argument „Du arbeitest ja schon weniger, das ist doch genug Entgegenkommen“. Und natürlich gibt es noch die Vertreter der „alten Garde“, die erwarten, dass man immer präsent ist – so, als würde allein Anwesenheit zum Erfolg führen. Diese Chefs tun sich oft schwer zu akzeptieren, dass nicht jeder sein Leben um den Job baut. Aber hier kommt die gute Nachricht: Die Arbeitswelt verändert sich. Diese Generation ist im Schwinden, und der Fachkräftemangel spielt uns Teilzeitkräften in die Karten. Arbeitgeber sitzen nicht mehr so bequem am längeren Hebel wie früher. Kurz gesagt: Teilzeit zu arbeiten ist nicht das Karriere-Ende. Es ist eher wie ein gut geplanter Sprint – weniger Kilometer, aber volle Power.
  • Weniger Sozialkontakte: Arbeiten wir Vollzeit, verbringen wir oft mehr Zeit mit Kollegen als mit Freunden oder Familie – manchmal fühlt es sich fast so an, als wäre das Büro unser zweites Wohnzimmer. Kein Wunder, dass viele denken: „Wenn ich weniger arbeite, verliere ich den Anschluss und vereinsame!“ Aber ehrlich, diese Sorge ist völlig übertrieben. Denn weißt du, was toll an weniger Arbeitszeit ist? Du gewinnst plötzlich mehr Freizeit – und die kannst du mit den Menschen verbringen, die du dir selbst aussuchst! Keine Pflicht-Kaffeepausen mit dem Kollegen, der nur über seine Briefmarkensammlung redet. Stattdessen hast du endlich mehr Zeit für echte Freundschaften, deine Familie und all die Aktivitäten, die dir wirklich Spaß machen. Teilzeit bedeutet nicht weniger soziale Kontakte – es bedeutet, dass du dir aussuchen kannst, mit wem du deine Zeit teilst. Und mal ehrlich: Das klingt doch nach einem echten Upgrade, oder?
  • Darf ich als Kinderlose(r) überhaupt Teilzeit arbeiten? Das war für mich persönlich eine der höchsten Hürden, die ich überwinden musste. Ich habe mich lange Zeit nicht getraut, zu fragen, ob ich meine Stunden reduzieren darf. Teilzeitarbeit war für mich gedanklich fest mit Elternsein verbunden. Als Kinderlose hatte ich das Gefühl, mir fehlt die Legitimation dafür. Dabei ist es rechtlich gar kein Problem: Arbeitgeber müssen einer Verringerung der Arbeitszeit zustimmen – sofern es keine betrieblichen Gründe gibt, die dagegen sprechen. Auch in meinem Umfeld erlebe ich grösstenteils sehr positive Reaktionen auf mein Arbeitsmodell.

So kannst du deine Ängste besiegen

Deine Ängste sind da – das ist okay. Gleichzeitig wächst in dir der Wunsch nach Veränderung, nach mehr Freiheit und weniger Stress. Aber wie kommst du aus diesem Dilemma heraus? Die Antwort lautet: Stell dich deinen Ängsten!

Erster Schritt: Akzeptiere, dass deine Sorgen existieren. Wegschieben bringt nichts, denn sie holen dich immer wieder ein. Stattdessen: Sprich mit jemandem darüber oder schreibe deine Gedanken auf. Oft wirkt das wie ein Ventil, und plötzlich fühlen sich diese Ängste gar nicht mehr so riesig an.

Hinterfrage deine Sorgen: Sind sie realistisch? Was wäre das Schlimmste, das passieren könnte – und wie wahrscheinlich ist das? Häufig stellt man schnell fest, dass das Worst-Case-Szenario vollkommen unwahrscheinlich ist. Frag dich auch: Ist das wirklich meine Angst oder die Meinung von anderen, die sich in meinen Kopf geschlichen hat? Vielleicht haben Freunde, Kollegen oder Verwandte dir eingeredet, dass Teilzeit der Karriere-Killer ist. Aber spielt ihre Meinung für deine Situation wirklich eine Rolle?

Teste die Veränderung in kleinen Schritten
Veränderung muss nicht für immer sein. Du kannst erst mal einen Probelauf machen: Reduziere deine Stunden befristet, zum Beispiel für ein Jahr. Dann kannst du sehen, wie es dir damit geht, und danach neu entscheiden. Oder starte in kleinen Schritten: Geh von 100 % auf 90 % runter, und reduziere später auf 80 %. So können sich die Kollegen und auch du selbst langsam daran gewöhnen, dass du weniger verfügbar bist. So bin ich übrigens auch vorgegangen: Nach dem Studium habe ich mit einem Vollzeitpensum begonnen. Dann habe ich langsam reduziert über 90% auf 80%, dann auf 50%. Nach einem Jobwechsel habe ich wieder auf 60 % erhöht, weil es in der IT-Beratung einfacher ist, Aufträge zu finden, wenn man 3 volle Tage verfügbar ist.

Nicht handeln ist gefährlicher als handeln
Die größte Gefahr ist, gar nichts zu ändern, obwohl du es gerne möchtest. Wenn du in einem Job feststeckst, der dich auslaugt oder langweilt, riskierst du deine Gesundheit, deine Beziehungen und dein Glück.

Bereite dich gut vor
Eine gute Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg. So eine Entscheidung trifft man nicht zwischen Tür und Angel. Nimm dir Zeit, über deine Werte und Bedürfnisse nachzudenken: Was ist dir wirklich wichtig? Welche Risiken gehst du ein, und welche Vorteile winken? Schreib dir eine Pro-und-Kontra-Liste, um Klarheit zu gewinnen.

Ich hoffe, dieser Text ermutigt dich, den ersten Schritt zu machen. Veränderung ist nie leicht, aber sie ist der Weg zu einem erfüllteren Leben. Jetzt liegt es an dir, deinen eigenen Weg zu gehen!

Nach oben scrollen