Teilzeit und Produktivität

Halbes Pensum, volle Leistung: mehr Produktivität dank Teilzeit

Teilzeit gilt oft als halbe Sache – halbes Gehalt, halbe Verantwortung, halbe Leistung. Aber Teilzeit bedeutet nicht automatisch weniger Leistung. Im Gegenteil: Sie kann der Schlüssel sein, um sich von oberflächlichen Aufgaben zu verabschieden und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

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Der Arbeitsalltag im Büro – wie er ist und wie er sein sollte

Arbeitstage von sogenannten Knowledge-Workern sind zersplittert: eine Teams-Nachricht hier, eine E-Mail da, dann noch 2-3 Meetings – und schon ist der Vormittag vorbei. Und nach der Mittagspause geht es genauso weiter. Wir arbeiten in einem Zustand ständiger Unterbrechung. Statt etwas Produktives zu schaffen, erledigen wir viele oberflächliche Aufgaben in Form von organisatorischen, anspruchslosen Tätigkeiten. Die rauben uns unsere Zeit, erzeugen aber kaum neuen Wert.

Für Produktivität brauchen wir aber das Gegenteil: lange, ungestörte Phasen, in denen wir uns auf ein Thema fokussieren können. Solche Phasen sind die Grundlage, um etwas Neues zu schaffen und auch um für uns selbst eine Sinnhaftigkeit in der Arbeit zu finden. Und genau dafür ist in klassischen 40-Stunden-Wochen wie sie derzeit praktiziert werden oft viel zu wenig Raum.

Warum wir uns so leicht ablenken lassen

Nun ist es nicht so, dass wir nichts gegen den Mechanismus, den ich oben erklärt habe, in der Hand hätten. Wir könnten uns schliesslich bemühen unseren Tag anders zu strukturieren. Zeit freischaufeln fürs konzentrierte Arbeiten, zum Beispiel indem wir nicht jedes Meeting zusagen oder das Telefon mal stumm schalten. Aber wir Menschen neigen dazu, das zu tun, was im Moment am einfachsten ist. Ständige Erreichbarkeit ist einfacher als sich mit schwierigen Aufgaben zu beschäftigen, und viele Meetings sind einfacher, als den Tag selbst zu organisieren zu müssen. Das System macht es uns leicht in immer oberflächlichere Arbeit abzudriften. Du kennst diese Leute wahrscheinlich auch, die von früh bis spät in irgendwelchen Projektmeetings sitzen. Sie wirken nach aussen wahnsinnig beschäftigt und wichtig. Wie gross ihr Beitrag zum Projektergebnis ist? Das ist bei einigen fraglich.

Die Folgen einer solchen Arbeitsweise sind gravierend: Wer zu viel Zeit mit seichten Aufgaben verbringt, verringert auf Dauer seine Fähigkeit, konzentriert zu arbeiten. Ablenkung ist das Gegenteil von fokussierter Aufmerksamkeit – und sie kostet uns nicht nur Zeit, sondern auch Lebensqualität. Denn nur wer abends das Gefühl hat, auf der Arbeit etwas vorangebracht zu haben, geht zufrieden nach Hause.

Teilzeit: ein wahrer Produktivitäts-Booster

Hier kommt die Teilzeit ins Spiel. Wer weniger Arbeitszeit hat, verschwendet sie weniger mit Unwichtigem. Eine Vier-Tage-Woche kann genauso produktiv sein wie eine Fünf-Tage-Woche. Das hat mehrere Gründe.

Punkt eins ist: eine reduzierte Arbeitszeit animiert uns, unsere Zeit effizienter zu nutzen. Sie gibt uns die Chance, unsere Aufgaben anders zu priorisieren: den Kalender zu entrümpeln, Meetings zu hinterfragen und die knappe Zeit dort zu investieren, wo wir etwas bewirken können.

Natürlich lassen sich oberflächliche Aufgaben nicht komplett abschaffen – E-Mails und Meetings gehören nun mal dazu. Aber wir können sie reduzieren.

Ausserdem haben wir durch Teilzeit auch aus anderen Gründen die Chance für eine bessere Konzentration: Wer weniger arbeitet, hat an seinen Arbeitstagen mehr Energie, um sich auf die wirklich wichtigen Dinge zu fokussieren. Wenn ich nur 4 Tage in der Woche arbeite, muss ich auch nur an 4 Tagen Energie zum Arbeiten aufbringen. Das fällt leichter als an 5 Tagen.

Es ist nicht die Quantität der Arbeitsstunden, die zählt, sondern deren Qualität.

Warum Müßiggang so wichtig ist

Nicht nur konzentriertes Arbeiten ist wichtig – auch das bewusste Nichtstun. Müßiggang wird oft als Faulheit missverstanden, doch das stimmt nicht – im Gegenteil: Er ist unverzichtbar für unser Gehirn. Regelmäßige Auszeiten von beruflichen Anforderungen helfen uns, kreativ zu denken und neue Ideen zu entwickeln. Ein weiterer Pluspunkt für das Konzept der Teilzeit, denn Teilzeitarbeiter haben oft mehr Gelegenheit dazu als ihre Kollegen in Vollzeit.

Wenn wir uns bewusst entspannen, arbeitet unser Unterbewusstsein weiter. Auf die besten Lösungen kommen wir oft in Momenten der Ruhe.

Ausserdem können wir unsere Energiereserven auffüllen, wenn wir Zeit in der Natur verbringen, Musik hören oder Sport treiben.

Wer Teilzeit arbeitet muss also für weniger Stunden Energie aufbringen plus er hat mehr Zeit zum regenerieren. Er kann also in den Stunden, die er im Einsatz ist, viel mehr Power geben als jemand der in vollem Pensum arbeitet und sich mit letzter Kraft von Wochenende zu Wochenende hangelt.

Das Pareto-Prinzip: Fokus auf das Wesentliche

Das Pareto-Prinzip besagt, dass wir mit nur 20 % unserer Aktivitäten 80 % der Ergebnisse liefern. Wenn wir uns auf die wichtigsten Aufgaben konzentrieren, können wir mit weniger Aufwand sehr viel erreichen.

Das Pareto-Prinzip gilt auch beim Thema Teilzeit: 20 % der Aufgaben erzeugen 80 % des Werts. Wer sich auf diese 20% konzentriert – statt auf das nächste Statusmeeting, wird trotz (oder gerade wegen) Teilzeit mehr erreichen.

Warum Teilzeit die Zukunft ist

Wir sehen also, es spricht einiges dafür, dass Teilzeitarbeit dem Vollzeitpensum keineswegs unterlegen ist. Die Vier-Tage-Woche ist kein Trend – sie ist eine logische Konsequenz aus der Erkenntnis, dass wir nicht ständig beschäftigt sein müssen, um produktiv zu sein.

Studien zeigen, dass Mitarbeiter in Teilzeitmodellen oft effizienter arbeiten, weil sie ihre Zeit bewusster nutzen. Sie reduzieren unnötige Meetings, minimieren Ablenkungen und konzentrieren sich auf die Kernaufgaben.

Fazit: Nicht die Zeit ist knapp – sondern unsere Aufmerksamkeit

Dass viele Projekte nur schleppend vorangehen, liegt weniger daran, dass wir zu wenig Zeit haben. Sondern vielmehr daran, dass wir unsere Aufmerksamkeit nicht auf die wirklich wichtigen Aufgaben konzentrieren. Würden wir das tun, könnten wir nämlich sogar mit einem reduzierten Arbeitspensum gute Ergebnisse erzielen. Und gleichzeitig unsere Lebensqualität verbessern. Eine Win-Win-Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Teilzeit ist also alles andere als ein Rückschritt. Im Gegenteil: die 4-Tage-Woche könnte für alle ein Schritt in eine bessere Zukunft sein.

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