ETF für Einsteiger leicht erklärt

ETFs für Einsteiger leicht erklärt

In der Welt der Finanzen gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, um Vermögen aufzubauen und langfristig finanzielle Ziele zu erreichen. Eine dieser Möglichkeiten, die in den letzten Jahren immer mehr an Beliebtheit gewonnen hat, sind Exchange Traded Funds, kurz ETFs.

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Für Einsteiger können solche Finanzbegriffe zunächst überwältigend wirken. Aber wenn du erst einmal ein grundlegendes Verständnis für ETFs entwickelt hast, wist du ihr Potenzial erkennen und nutzen können. Und du wirst die Angst vor der neuen und noch fremden Anlagemöglichkeit rasch verlieren.

In diesem Artikel werde ich ETFs für Einsteiger leicht verständlich erklären. Wir werden uns damit beschäftigen:

  • was ETFs sind
  • wie sie funktionieren
  • warum sie gerade für Privatanleger eine recht einfache Möglichkeit sind, ein Vermögen aufzubauen.

Dabei werden wir auch auf die Risiken von ETFs eingehen und sehen, wie man diese möglichst klein halten kann. Denn ETF ist nicht gleich ETF – bei der Auswahl gibt es ein paar Punkte, die man beachten muss.

Egal, ob du gerade erst anfängst, dich für das Thema Finanzen zu interessieren, oder bereits Erfahrung mit anderen Anlageprodukten hast, dieser Artikel soll dir dabei helfen, ETFs besser zu verstehen und fundierte Entscheidungen bei deinen Investitionen zu treffen.

Disclaimer/Risikohinweis Anlageberatung

Was ist ein ETF?

ETF steht für Exchange Traded Fund. Das ist wie eine Art Sammelkorb für Aktien oder andere Wertpapiere wie z.B. Rohstoffe. Stell dir vor, du möchtest nicht nur eine bestimmte Aktie kaufen, sondern gleich ein ganzes Bündel von verschiedenen Aktien. Das ist genau das, was ein ETF macht. Wir wollen hier insbesondere die passiven börsengehandelten Indexfonds betrachten. Diese bilden einen sog. Index nach und benötigen daher keinen aktiven Fondmanager.

Was ist ein Index?

Ein Index zeigt allgemein ausgedrückt eine Wertentwicklung über die Zeit hinweg.

Ein Aktienindex spiegelt die Entwicklung eines Aktienmarkts wieder. Jeder Index enthält bezieht sich auf die Aktien einer bestimmten Gruppe von Unternehmen. Er ist also wie eine grosse Liste von Unternehmen, die an der Börse gehandelt werden.

Ein Aktienindex, von dem du sicher schon öfter gehört hast, ist der DAX, der deutsche Aktienindex. Er bildet die 40 grössten börsengelisteten Unternehmen Deutschlands ab. Wenn diese sich im Wert nach oben entwickeln, steigt der DAX, wenn sie sich nach unten entwickeln, fällt er. Da im DAX nur deutsche Unternehmen enthalten sind, reagiert er sehr sensibel darauf, wie es den deutschen Unternehmen gerade geht.

In einem globaleren Rahmen gibt es Welt-Indizes wie den MSCI World: er enthält Aktien aus den Industrieländern weltweit. Mehr als 1600 Unternehmen aus 23 Industrienationen sind Teil des MSCI World. Der Index streut also sehr breit über viele Länder. Wenn es einem einzelnen Land nicht gut geht, kann es dadurch ausgeglichen werden, dass es einem anderen Land sehr gut geht. Eine Krise in Deutschland fällt hier sehr viel weniger ins Gewicht als beim DAX.

Deshalb ist es besser, in einen Index zu investieren, der möglichst breit streut.

Das geht am einfachsten, wenn du einen sog. Welt-Index wählst. Zu den Weltindizes zählen – neben dem oben erwähnten MSCI World:

  • FTSE All-World-Index: bildet die Wertentwicklung von Unternehmen aus Industrieländern und Schwellenländern weltweit ab.
  • MSCI All Country World-Index (MSCI ACWI): Unternehmen aus 23 Industrieländern und 24 Schwellenländern. Er setzt sich aus dem MSCI World (Welt-Index für Industrieländer) und MSCI Emerging Markets (Welt-Index für Schwellenländer) zusammen.
  • MSCI All Country World Investable Market Index (MSCI ACWI IMI): während der MSCI World und der MSCI Emerging Markets nur auf grosse und mittlere Unternehmen setzt, bezieht der Investable Market Index auch kleine Unternehmen mit ein.

Tipp: Investiere in möglichst breit gestreute Indizes und nicht in länder- oder branchenspezifische. So kannst du Risiken minimieren, falls es mal in einem Land oder einer Branche bergab geht.

Insgesamt gibt es mittlerweile mehrere Millionen Aktienindizes – für wahrscheinlich fast jegliche erdenkliche Branche oder Region wirst du einen entsprechenden Index finden.

Aber wie gesagt: es ist gar nicht nötig, alle Indizes zu kennen und zu analysieren. Am sinnvollsten ist es, sich auf die Weltindizes zu konzentrieren. Dann bleibt nur die Entscheidung, ob mit oder ohne Schwellenländer und kleine UN. Ich selbst habe mich für den stinknormalen MSCI World entschieden und das läuft bisher sehr gut.

Was ist ein Fond?

In einen Index selbst kannst du nicht investieren, denn der Index bildet lediglich eine Wertentwicklung der enthaltenen Aktien ab. Investiert, also Geld angelegt, wird in sogenannte Fonds. Ein ETF ist ein börsengehandelter Indexfond.

Das bedeutet: Bei einem ETF wird die Wertentwicklung bekannter Marktindizes eins zu eins abgebildet, d.h. die Gewichtung der Aktien innerhalb des Fonds entspricht genau dem Vergleichsindex. Wird ein Unternehmen innerhalb des Fonds ersetzt, wird die Verteilung der Aktien entsprechend angepasst. Es erfolgt also keine aktive Aktienauswahl. Dadurch sind ETFs sehr kostengünstig, denn sie erfordern keinen Fondmanager, der sich aktiv um die Auswahl der Aktien kümmert, die im Fond landen.

Indizes galten ursprünglich nur als Wirtschaftsbarometer. Mit der Entwicklung von ETFs wurde eine Möglichkeit geschaffen, in diese Indizes zu investieren. Anfangs waren ETFs für Grossanleger gedacht, sind mittlerweile aber zu einer guten Anlagemöglichkeit für Privatpersonen geworden.

Risiken beim Investieren

Um die Vor- und Nachteile zu verstehen, die das Investieren in ETFs mit sich bringt, ist es hilfreich, sich erst einmal die Risiken anzuschauen, die das Investieren im Allgemeinen mit sich bringt.

  • Einzelwertrisiko:= das Risiko, dem du ausgesetzt bist, wenn du in ein einzelnes Unternehmen investierst. Wenn du alle Aktien in die Superduper-AG steckst, kannst du dein komplettes investiertes Geld verlieren, falls es mit der Superduper-AG zu Ende geht. Dieses Risiko ist vollständig wegdiversifizierbar, d.h. es kann vollständig ausgeschaltet werden, indem man sein Investment über viele Unternehmen weltweit streut. Es spielt dann keine Rolle mehr, ob einzelne Unternehmen den Bach runter gehen.
  • Assetklassenrisiko: Eine Assetklasse ist eine Vermögensanlage, in die man investieren kann.
    • Die wichtigsten Assetklassen sind:
      • Aktien, also Anteile an Unternehmen
      • Verzinste Anlagen wie Renten oder Anleihen
      • Immobilien, zum Beispiel via Immobilienfonds
    • Das Assetklassenrisiko kannst du wie das Einzelwertrisiko wegdiversifizieren, indem du über mehrere Assetklassen hinweg investierst
    • Wenn du nur in Aktien, nur in Gold oder nur in Bitcoin investierst, ist das gefährlich. Wenn du es verteilst und jeweils nur einen Teil in Aktien, Rohstoffe, Bitcoin oder Immobilien steckst, gleichen sich die Risiken aus. Das nennt man ‚wegdiversifizieren‘.
  • Gesamtmarktrisiko: Auch bei weltweiter Streuung über diverse Unternehmensbereiche kannst du Verluste machen, wenn der gesamte Markt fällt. Das ist das sogenannte Marktrisiko. Dieses Restrisiko bleibt. Es lässt sich nicht wegdiversifizieren. Es gibt aber Möglichkeiten, wie du auf dieses Marktrisiko reagieren kannst, um nicht dein ganzes Vermögen aufs Spiel zu setzen.

Einflussmöglichkeiten auf das Restrisiko (Marktrisiko)

Es gibt einige Möglichkeiten, wie du dein Restrisiko senken kannst.

  • Durch die Beimischung risikofreier Anlagen wie z.B.
    • Festgeld innerhalb der Einlagensicherung (Stand 2024: maximal 100000 Euro). Alles oberhalb der Einlagensicherung könnte man im Falle eines Bankenausfalls verlieren.
    • Bundeswertpapiere
    • Geldmarktfonds

Hinweis: risikofreie Anlagen senken deine Rendite. Denn Risiko und Rendite sind wie siamesische Zwillinge untrennbar miteinander verknüpft. Eine risikofreie Anlage mit hoher Rendite gibt es leider nicht, egal was manche Anbieter versprechen.

Du musst dich immer entscheiden: Sicherheit mit wenig bis keiner Rendite oder die Möglichkeit auf höhere Rendite, dafür ein höheres Risiko schlimmstenfalls bis zum Totalverlust.

Hier gilt: es muss jeder für sich selbst rausfinden, wo die Risikotoleranz liegt. D.h. du musst eine Balance finden, wie hoch der Anteil risikofreier Anlage sein muss, damit du nachts noch gut schlafen kannst.

  • Durch die Verlängerung des Anlagehorizonts: je länger man das Vermögen investiert lassen kann, umso mehr Risiko kann man eingehen. Die Kurse von Wertpapieren befinden sich in einer ständigen Berg- und Talfahrt. Kurzfristig kann die Anlage in Aktien daher grosse Verluste einfahren. Über einen langen Zeitraum hinweg ist das Risiko deutlich geringer. Denn im Mittel bewegen sich die Werte nach oben. Je länger du investierst, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass du Verlust machen wirst. Der Zeithorizont sollte dazu mindestens 15 Jahre oder mehr betragen.
    • Ein langer Anlagehorizont hat den weiteren Vorteil, dass du dadurch stärker vom Zinseszinseffekt profitieren kannst. Der Zinseszinseffekt ist wie ein Schneeball, der rollt und immer grösser wird, je länger er rollt. Es ist eine sehr effektive Möglichkeit, langfristig Vermögen aufzubauen, weil das verdiente Geld selbst wieder Geld verdient.
    • Der Einstiegszeitraum spielt dagegen kaum eine Rolle. Vor allem bei einem langen Anlagezeitraum ist es egal, ob du in ein Hoch oder Tief einsteigst. Du solltest also nicht versuchen, den optimalen Markteinstieg zu finden.

Welche Vorteile habe ich beim Investieren in ETFs?

ETFs werden immer beliebter. Wenn man sich mal die Vorteile anschaut, die sie bieten, lässt sich schnell nachvollziehen, warum das so ist:

  • ETFs in Form von Indexfonds sind sehr kostengünstig. Das Fondsmanagement kann durch Computer erledigt werden. Denn der ETF bildet eins zu eins seinen Vergleichsindex ab. Das nennt man passives Investieren. Damit entfallen aufwändige Analysen und Prognoserechnungen durch Fondmanager, die sich den ganzen Aufwand teuer bezahlen lassen (=aktives Investieren).
  • ETFs bieten dir die Möglichkeit, ohne grossen Aufwand in sehr viele Unternehmen gleichzeitig zu investieren und so maximal zu diversifizieren. Wenn du einen breiten Marktindex wählst, investierst du damit in den weltweiten Aktienmarkt, also in viele Länder und Branchen gleichzeitig.
    • Auf diese Weise kannst du die Risiken ausschalten (=wegdiversifizieren), die du tragen müsstest, wenn du dein Investment auf weniger Unternehmen verteilen würdest.
    • Ausserdem sparst du damit eine Menge Zeit. Du musst keinerlei Zeitaufwand betreiben, um Unternehmen auszuwählen, in deren Aktien du investieren willst.
  • Mit der Investition in ETFs folgt man dem Markt und du musst dir keine Gedanken machen, in welche UN du investieren sollst und wann du kaufen und verkaufen sollst. Das schützt dich vor emotionalen Fehlentscheidungen.
  • Die Investition in ETFs ist schon für Kleinstbeträge möglich. Bei vielen Online-Brokern kannst du schon ab einem Mindestbeitrag von einem Euro pro Monat loslegen.
  • In einen ETF kannst du ganz einfach und automatisiert per Sparplan investieren. Wenn du diesen einmal eingerichtet hat, wird ein monatlich fester Betrag in den von dir ausgewählten ETF investiert. Es besteht auch die Möglichkeit quartalsweise oder halbjährlich zu investieren. Das ganze passiert vollautomatisch. Du musst dich um nichts kümmern.
  • Die Anteile können jederzeit ge- und verkauft werden. Du kommst also jederzeit an dein Geld. Aber Achtung: bei einer Talfahrt des Aktienmarkts solltest du niemals vorschnell verkaufen. Das Aussitzen von Bösencrashs gehört zu den entscheidenden Punkten beim passiven Investieren. Man nennt dieses Prinzip ‚Buy and Hold‚.
  • Noch ein Vorteil: ETFs gelten als Sondervermögen. Das bedeutet, dass das Kapital der Anlegerinnen und Anleger getrennt vom Vermögen der Kapitalverwaltungsgesellschaft verwaltet wird. Selbst wenn die Investmentgesellschaft pleite geht, ist das investierte Kapital gesetzlich geschützt.

Welche Risiken gibt es beim Investien in ETFs?

Wo Licht ist, ist auch Schatten – und so muss man auch bei ETFs ganz klar sagen, dass sie keine risikofreie Form der Geldanlage sind.

  • Auch ETFs können teils hochspekulativ sein. Nämlich dann, wenn sie nur einen spezifischen Sektor oder einen Trend abbilden. In diesen Fällen fehlt schlicht und einfach die Diversifikation. Das bedeutet: mit solchen Investitionen gehst du ein hohes Risiko ein. Wenn der Trend sich nicht durchsetzt oder es in der Region/Branche bergab geht, verlierst du schnell eine Menge Geld. Deshalb der Tipp: Investiere in überregionale ETFs mit sehr vielen unterschiedlichen Aktien!
  • Egal für welchen ETF du dich entscheidest: das Marktrisiko bleibt. Wie oben beschrieben nimmt es bei einem langen Anlagehorizont ab.

Fazit

Wenn du ein paar kleine Regeln beachtest, sind ETFs auch und gerade für Einsteiger eine tolle Anlagemöglichkeit.

Wichtig ist, dass du einen ETF auswählst, der auf einem weltweit gestreuten Index beruht und einen möglichst langen Anlagehorizont hast.

Ich hoffe, ich konnte etwas Licht ins Dunkel bringen und dir zeigen, dass die Grundidee von ETFs ganz leicht zu verstehen sind. Ich habe selbst jahrelang einen grossen Bogen um das Thema Geldanlage gemacht. Ich dachte, das nimmt alles super viel Zeit weg und ist viel zu kompliziert. Und Aktien sind sowieso viel zu riskant.
Und als ich mich dann doch mal damit beschäftigt habe, war ich total verblüfft, wie leicht das zu verstehen ist. Dass man einfach einen monatlichen Betrag über einen Sparplan investieren kann und sich ansonsten um nichts kümmern muss, finde ich genial. Also mir kommt das sehr gelegen, dass genau dieser ‚bequeme‘, ‚faule‘ Ansatz, einfach in einen globalen ETF zu investieren weniger Risiko birgt als ein aufwändiges Aussuchen von Einzelnaktien.

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