Minimalismus Definition

Minimalismus: Warum weniger Besitz mehr Leben bedeutet

Minimalismus ist ein Thema das immer mehr an Bedeutung gewinnt. Doch was steckt hinter diesem Trend und was ist eigentlich genau unter Minimalismus zu verstehen?

In diesem Artikel werde ich dir die Hintergründe erklären und zeigen, warum es sich auch für dich lohnt, das Thema einmal genau unter die Lupe zu nehmen.

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Das Gegendstück zum Minimalist: der Maximalist

In der modernen Gesellschaft sind die meisten eher das Gegenteil des Minimalisten: sie sind Maximalisten.

Der Maximalist zeichnet sich durch einen Überfluss an Besitztümern aus, sei es durch die ständige Anhäufung von Dingen oder das Festhalten an Gegenständen, die er eigentlich nicht mehr benötigt. Er hat mehr Objekte, als er tatsächlich handhaben oder nutzen kann. In diesem Zustand fällt es schwer, Prioritäten zu setzen und zu erkennen, welche Dinge tatsächlich einen Mehrwert in unserem Leben bieten.

Der Maximalismus kann dazu führen, dass wir uns in einem Zustand der Überforderung befinden. Wir verbringen viel Zeit und Energie damit, unsere Besitztümer zu verwalten und zu organisieren, anstatt uns auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass ein Übermass an Besitztümern nicht zwangsläufig zu einem erfüllten Leben führt, sondern oft im Gegenteil zu Stress und Unzufriedenheit beiträgt.

Eine mögliche Lösung dieses Problems lautet: Minimalismus.

Minimalismus: eine Definition

Minimalismus bedeutet, die Dinge, die man benötigt, auf ein Minimum zu reduzieren. D.h. alles Überschüssige verschwindet nach und nach aus dem Leben und der Fokus richtet sich auf das, was wirklich wichtig für uns ist.

Minimalismus ist aber mehr als nur eine Reduktion von Besitztümern – es ist eine Lebenseinstellung. Das Ziel ist es, durch bestimmte Gewohnheiten mehr Ordnung und Klarheit ins Leben zu bringen. Was für Gewohnheiten meine ich damit? Zum Beispiel wird benutztes Geschirr sofort gespült anstatt es so lange zu stapeln bis kein sauberer Löffel mehr in der Schublade ist. Kleidungsstücke liegen nicht überall herum, sondern werden entweder aufgeräumt oder kommen in die Wäsche. Diese Prinzipien helfen uns nicht nur dabei, unsere physische Umgebung aufgeräumt zu halten, sondern fördern auch ein Gefühl von innerer Ruhe und Ausgeglichenheit.

Wie alles im Leben kann man auch den Minimalismus bis ins Extreme treiben – so gibt es einige Hardcore-Minimalisten, die sogar auf ein richtiges Bett verzichten und stattdessen nur noch ein faltbare Matratze haben. Das hat den Vorteil, dass man sie tagsüber einfach zusammenklappen und wegräumen kann, um Platz zu schaffen. Ich gebe zu, dass ich selbst einige Zeit auf einer solchen Matratze genächtigt habe, was aber auch mit daran lag, dass sich beim Umzug in eine andere Wohnung herausgestellt hat, dass das alte Bett im Schlafzimmer keinen Platz gefunden hat. Da mein Rücken nach einigen Monaten gemeutert hat, besteht meine Schlafstätte mittlerweile zumindest aus einem Rost und einer normalen Matratze.

Entwicklung des modernen Minimalismus

Wie hat sich der moderne Minimalismus eigentlich entwickelt? Um etwa 2010 herum begann eine verstärkte Aufmerksamkeit für das Entrümpeln und Ausmisten, angeführt von Personen wie Marie Kondo, deren Ansatz des „Magic Cleaning“ weltweit Aufsehen erregte. Dieser Trend des Ausmistens ist eng mit dem Konzept des „Simple Living“ verbunden. Dabei geht es darum, weniger materiellen Besitz zu haben und sich auf das Wesentliche im Leben zu konzentrieren.

Solche Trends kommen deshalb so gut an, weil wir in der heutigen Welt oft ein Gefühl des „Overloads“ haben. Ständig werden wir mit Informationen zugeballert. Überall gibt es Werbung, wir sollen am laufenden Band konsumieren. Es ist toll, dass wir heute alles sofort erfahren und uns fast alles kaufen können. Aber irgendwann wird das allles einfach zu viel.Ständiger Konsum und die zunehmende Digitalisierung überfordern uns. Auf uns prasseln heute an einem einzigen Tag so viele Informationen ein wie man vor 400 Jahren in einem ganzen Jahr bekommen hat. Unser Gehirn hat mit dieser Entwicklung nicht Schritt gehalten, d.h. der Prozessor mit dem wir all diese Informationen verarbeiten sollen, ist noch derselbe wie vor tausenden von Jahren.

Minimalismus als Reaktion auf Dauerkonsum und die Informationsflut im digitalen Zeitalter

Die Lösung, die der moderne Minimalismus bietet, besteht darin, sich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist, und alles loszuwerden, was nicht unbedingt gebraucht wird.

Chancen für den Minimalismus durch technologische Entwicklungen

Einige technologische Entwicklungen der letzten Jahre erleichtern den Weg zu einem minimalistischen Lebensstil. E-Books ermöglichen es uns, unsere Büchersammlungen zu reduzieren, während Smartphones als all-in-one-Geräte dienen, die viele verschiedene Funktionen vereinen und damit den Bedarf an verschiedenen Einzelgeräten reduzieren. Wir brauchen nicht mehr ein Telefon, eine Kamera, ein Radio, eine Uhr, einen Kalender, eine Taschenlampe, Landkarte, Notizblock und vieles andere mehr.

Warum ist Minimalismus ein relevantes Thema?

Genaugenommen sind wir alle geborene Minimalisten, denn wir kommen nackt und ohne jeden Besitz auf die Welt. Und genauso werden wir die Welt auch wieder verlassen, denn das letzte Hemd hat bekanntlich keine Taschen. Diese einfache Tatsache sollte uns daran erinnern, dass materielle Besitztümer nicht das sind, was uns als Menschen definiert. Unser Wert liegt nicht in der Summe unseres Besitzes, sondern in unseren Beziehungen, unseren Erfahrungen und unseren inneren Qualitäten.

Materieller Besitz definiert uns nicht als Mensch

Minimalisten haben erkannt, dass Besitz nur kurzfristig glücklich macht und uns nicht langfristig erfüllen kann. Egal ob ein grosses Haus oder ein dickes Auto: am Ende kostet uns das alles eine Menge Zeit, Energie und Geld und raubt uns mehr Freiheit als wir zurückbekommen.

Urlaub als Minimalismus auf Zeit

Hast du schon mal überlegt, warum du dich im Urlaub besonders wohl fühlst? Zum einen weil du nicht arbeiten musst und keine Verpflichtungen hast. Zum anderen fühlt sich das Leben in den Ferien leichter an, weil wir unser Gepäck auf 1-2 Koffer beschränken müssen. Statt in eine vollgestopfte Wohnung kommen wir in ein sauberes und ordentliches Hotelzimmer. Urlaub ist sozusagen eine Art Minimalismus auf Zeit. Diese Erfahrung zeigt uns, wie befreiend es sein kann, mit weniger zu leben und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Minimalismus und Glück

Die Idee, dass weniger mehr Glück bringt, steht oft im krassen Gegensatz zu dem, was wir in unserer Gesellschaft gelernt haben. Von klein auf wird uns vermittelt, dass wir durch den Besitz von mehr Dingen und allgemein durch das Streben nach höher, weiter, schneller glücklicher werden. Doch der minimalistische Ansatz bringt uns dazu, über diese Annahme nachzudenken und zu hinterfragen, was uns wirklich glücklich macht.

Der Wunsch nach Glück ist einer unserer grössten Antreiber

Letztendlich ist einer unserer grössten Antreiber der Wunsch nach Glück. Und das versuchen wir oft im Konsum zu finden, weil:

  • wir glauben, dass uns das neue Kleid/Auto/Handtäschle glücklicher macht und unser Selbstwertgefühl verbessert
  • wir denken, dass der Besitz von Dingen uns interessanter macht und uns im Vergleich mit anderen gut dastehen lässt
  • wir davon überzeugt sind, dass wir dieses oder jenes noch brauchen, um von anderen wahrgenommen, geachtet und gemocht zu werden

Doch wahres Glück kann man nicht kaufen, und das Glück, das durch Konsum entsteht, ist oft nur von kurzer Dauer. Der minimalistische Lebensstil kann uns lehren, dass echtes Glück in den einfachen Dingen des Lebens zu finden ist – in unseren Beziehungen, unseren Erlebnissen und unserem inneren Frieden. Indem wir unseren Fokus weg von materiellen Besitztümern und hin zu den wirklichen Quellen des Glücks lenken, können wir ein erfüllteres und zufriedeneres Leben führen.

Ab wann bin ich ein ‘Minimalist’?

Laut dem statistischen Bundesamt besitzt ein durchschnittlicher deutscher Haushalt heute etwa 10.000 Gegenstände. Doch wie wenig darf man besitzen, um sich selbst als Minimalist bezeichnen zu können?

Ein Minimalist ist jemand, der genau weiß, was für ihn essentiell wichtig ist. Und genau auf diese Dinge reduziert er seinen Besitz. Dabei wird rigoros auf Dinge verzichtet, die nur dem äusseren Anschein dienen oder keinen wirklichen Mehrwert für das Leben bieten.

Eine starre Definition, wie viele Gegenstände ein Minimalist besitzen darf, gibt es allerdings nicht. Oft kursiert eine recht utopisch anmutende Zahl von 100 Gegenständen durch die Welt. So pauschal und starr kann man Minimalismus allerdings nicht definieren. Minimalismus ist wie vieles andere im Leben auch sehr individuell. Was für den einen absolut unverzichtbar ist, mag für den anderen überflüssig sein. Jeder definiert Minimalismus auf seine eigene Weise, basierend auf seinen Werten, Bedürfnissen und Lebensumständen. Eine eindeutige Antwort auf die Frage, was ein Minimalist ist und wie viele Dinge er besitzen ‚darf‘ gibt es daher nicht.

Eine Kernfrage des Minimalismus: was brauche ich wirklich zum Leben

Minimalismus bedeutet letztlich, herauszufinden, was im Leben wirklich wichtig ist. Indem wir unseren Besitz auf das Wesentliche reduzieren, lernen wir, die wenigen Dinge, die wir haben, mehr zu schätzen. Diese Philosophie lässt sich auch auf andere Bereiche des Lebens übertragen, wie Beziehungen oder Hobbys. Mit der Devise ‚Weniger ist mehr‘ liegt man meistens richtig.

Ein bekanntes Beispiel für einen Minimalisten ist der antike griechische Philosoph Diogenes von Sinope (ca. 404-323 v. Chr.). Er wird oft als der Ur-Minimalist gesehen, weil er einen äußerst einfachen und asketischen Lebensstil pflegte. Diogenes lebte in einem Fass und besass kaum materielle Besitztümer. Er wird oft als Beispiel für extreme Einfachheit und Abkehr von materiellen Gütern genannt. So antwortete er Alexander dem Grossen als dieser ihn bat, ihm zu sagen, was er brauche lediglich: „Geh mir nur ein wenig aus der Sonne!“.

Doch so extrem wie Diogenes muss man es nicht halten, um sich als Minimalist zu fühlen und zu leben. Es geht vielmehr darum, die Prinzipien des Minimalismus auf seinen eigenen Lebensentwurf anzuwenden und dadurch ein bewussteres und erfüllteres Leben zu führen.

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